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Neuinterpretation des öffentlichen Raum
3. bis 9​. Bezirk

Gemeinsam mit Dipl.-Ing. Karin Schwarz Viechtbauer.

2006

BESCHREIBUNG

"Der öffentliche Raum ist die Stadt an sich" (Martin Wentz / Frankfurt)

Das Programm zur "Neuinterpretation des Öffentlichen Raumes" wurde entwickelt, um Maßnahmen im Öffentlichen Raum - von der Planung bis hin zur Umsetzung - methodisch zu regeln.


Es soll nicht mehr dem Zufall oder der besonderen Beharrlichkeit einzelner Interessensvertreter bis hin zu politisch Verantwortlichen überlassen werden, wo wann welche Gestaltungsmaßnahmen im Öffentlichen Raum gesetzt werden, vielmehr bedarf es eines Entwicklungsplans, der notwendige Maßnahmen definiert und reiht und somit den Trägern ein wertvolles Entscheidungsinstrument liefert. Bei der Festlegung der Maßnahmen im Öffentlichen Raum sollen die Bedürfnisse der Bevölkerung und ein möglichst umfassendes und vielfältiges Nutzungsangebot im Mittelpunkt stehen. Dafür hat das Programm zur "Neuinterpretation des Öffentlichen Raumes" - erstmals in Wien - eine Methodik entwickelt.

Die Bevölkerung Wiens und der Öffentliche Raum

Es ist allgemein bekannt, dass die Bevölkerung Wiens für das Thema "Öffentlicher Raum" noch wenig sensibilisiert ist und die öffentliche Meinung immer wieder Projekten ablehnend gegenübersteht. Für viele Menschen steht das Stellplatzangebot und möglichst direkte Zufahrtsmöglichkeiten zum Wohnhaus, zum Arbeitsplatz etc. im Mittelpunkt. Andere Menschen lehnen Veränderungen im Wohnumfeld ab und empfinden Baustellen als große Belästigungen. Indem das Programm zur "Neuinterpretation des Öffentlichen Raumes" ein möglichst vielfältigen Angebot für die Bevölkerung zur Grundlage hat, bietet es ein wertvolles Instrument, diesem Phänomen langfristig zu begegnen und es zu verändern. Einerseits kann jeder Bürger, jede Bürgerin an Hand dieses Programm klar ablesen, welche Angebote im öffentlichen Raum durch welche Gestaltungsmaßnahmen verbessert werden sollen. Andererseits ermöglicht der langfristige Entwicklungsplan auch eine sukzessive Akzeptanz in der Bevölkerung. Es wird an den (politischen) Entscheidungsträgern liegen, das Programm möglichst transparent zu machen und es der Bevölkerung als Basis künftiger Maßnahmen im Öffentlichen Raum vertraut zu machen, wobei nicht oft genug gesagt werden kann, dass es auf der Idee einer umfassenden und vor allem gleichwertigen Versorgung der Bevölkerung aufbaut.

Ein Programm für die ganze Stadt - der 6. Bezirk als Pilotbezirk
Das Programm zur "Neuinterpretation des Öffentlichen Raumes" ist ein Programm für die ganze Stadt Wien. Die Bearbeitung erfolgt auf Grund der administrativen Umsetzbarkeit bezirksweise, wobei in Bezug auf Einzugsgebiete selbstverständlich bezirksübergreifend gearbeitet wird. Der 6. Bezirk war als einer der ersten an diesem Programm interessiert und wurde daher auch als Pilotbezirk ausgewählt, was ihm eine gewisse Vorreiterolle in Hinblick auf den Öffentlichen Raum Wiens einräumt.

Die Idee des Programms
Das Forschungsprogramm baut auf der grundsätzlichen Idee einer Gegenüberstellung von Defiziten und Bedürfnissen im Öffentlichen Raum des jeweiligen Gebietes mit dem vorhandenen räumlichen Potential auf. Im Zusammenhang mit den festgestellten Defiziten und räumlichen Potenzial mag die Priorität in einem Bezirk in der Gestaltung eines Platzes, in einem anderen in der Neugestaltung einer Parkanlage und in einem dritten in der Öffnung eines Schulhofes liegen.

Das inhaltliche Angebot des "Öffentlichen Raumes" wird von vielen Einzelaspekten gebildet Das Programm zur "Neuinterpretation des Öffentlichen Raumes" definiert folgende Aspekte des Öffentlichen Raumes, auf deren Angebote für die Bevölkerung der jeweilige Bezirk untersucht und bewertet wird:

  • Kommunikation - lokale Treffpunkte im Öffentlichen Raum,
     

  • Erholung - Parks und Erholungsangebote im Öffentlichen Raum,
     

  • Spielen - Spielplätze und -angebote im Öffentlichen Raum,
     

  • Bewegung und Sport - Sportplätze und andere Bewegungsangebote im Öffentlichen Raum,
     

  • Veranstaltung und Versammlung - Orte für Feste im Öffentlichen Raum.

Aufenthalts- und Transiträume
Aufenthaltsräume im Öffentlichen Raum sind jene Orte, an welchen wir länger verweilen, um zu sehen und gesehen werden, Orte der Kommunikation und des Austauschs. Transiträume dienen der Durchquerung, sind Verkehrsräume, zu Fuß, mit dem Fahrrad, mit dem Auto, mit öffentlichen Verkehrsmitteln u.v.m. Ein optimales Ineinandergreifen, eine gute Verbindung zwischen Verweilen und Transit macht eine Qualität des öffentlichen Raumes einer Stadt aus.

Die Aufenthaltsräume im öffentlichen Raum müssen Aufenthaltsqualität aufweisen, um zum Verweilen wahr- und angenommen zu werden. Diese Aufenthaltsqualität hat viel zu tun mit einem möglichst vielfältigen Nutzungsangebot und der Gestaltqualität. Dieses Forschungsprogramm baut auf der Unterscheidung zwischen Aufenthalts- und Transitbereichen im öffentlichen Raum auf und definiert die Aufenthaltsräume als Kern- bzw. Keimzellen der Untersuchung. Die Freiflächen einer Stadt oder eines Stadtgefüges sind nicht nur Orte des Verweilens, sich Aufhaltens, des An- und Innehaltens für die Menschen, sie strukturieren auch das städtebauliche Gefüge, ermöglichen im Sinne einer Sequenzplanung den Wechsel von geschlossenen und offenen Räumen, öffnen Aus- und Durchblicke.

Bearbeitung - Arbeitsweisen
Die Bearbeitung erfolgt grundsätzlich in drei Schritten:

  • in einer Erhebung der Wünsche aus dem Bezirk in Form von Bürgerbefragungen und Gesprächen mit verantwortlichen bzw. beteiligten Stellen,
     

  • in einer analytischen Bearbeitung und
     

  • in einer empirischen Untersuchung.
     

Der Schwerpunkt liegt in der analytischen Bearbeitung. Dabei werden die Aufenthaltsräume des jeweiligen Bezirkes erhoben und ihre Angebote für Kommunikation, Spielen, Erholung, Sport- und Bewegung sowie Veranstaltungen und Feste analysiert und bewertet. Auf Basis von Richtwerten aus der Fachliteratur erfolgt die Bewertung der Angebote auf zwei Arten:

  • bezogen auf den Flächenbedarf in Abhängigkeit von der Einwohnerzahl
     

  • bezogen auf die maximal zumutbaren Entfernungen bzw. Weglängen in Abhängigkeit von Größe und Ausstattung der jeweiligen Angebote.
     

Im zweiten Abschnitt der Studie werden jene räumlichen Potenziale erhoben, die zur Beseitigung der erhobenen inhaltlichen Defizite herangezogen werden sollen. Dabei wird unterschieden zwischen:

  • vorhandenen Freiflächen, die auf Grund ihres Zustandes und der relativ lange zurückliegenden Herstellung / Neugestaltung durch eine Neugestaltung aufgewertet werden können,
     

  • Baulücken, Flächen, die derzeit nicht bebaut sind, wobei zur Feststellung der tatsächlichen Verfügbarkeit sowohl die Eigentümer als auch eventuell laufende Planungen - Einreichungen erhoben werden,
     

  • Kleinstflächen, Erweiterungen im Straßenraum, die durch Gestaltung Treffpunkt Qualitäten erreichen können,
     

  • Schulhöfe- bzw. Schulsportanlagen, die durch Mehrfachnutzung für den öffentlichen Raum gewonnen werden können, wobei deren Zugänglichkeit und Oberflächen gleichermaßen geprüft werden.
     

Räumliche Vernetzung
In einem weiteren Schritt werden die vorhandenen und neu zu schaffenden bzw. aufzuwertenden Aufenthaltsräume mit entsprechenden Transiträumen räumlich vernetzt, oder anders formuliert, ein Netzplan, der die inhaltlichen Angebote funktions- und bezirksübergreifend räumlich verbindet, entwickelt. Denn : Die Qualität des "Öffentlichen Raumes" liegt in der Summe der inhaltlichen Angebote und deren optimaler Vernetzung.

Der eingangs zitierte Martin Wentz meint, dass der Öffentliche Raum die eigentliche Aufgabe der Stadtplanung sei, diese These soll hier untermauert und durch die Ergebnisse der Studie entsprechend unterstützt werden, liefert sie doch die inhaltlichen Grundlagen für die Planungsaufgaben im Öffentlichen Raum.

Regelung der Maßnahmen (von der Planung bis zur Umsetzung)im öffentlichen Raum

seit 01.10.2000

DI Karin Schwarz - Viechtbauer

Dipl.-Ing. Birgit Freudl

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  • FREIRAUM FÜR ALLE | Das Wiener Freiraum-Magazin

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